2015 - Zeichnungen zum Dorfbrand

Am 11. Juli 1908, einem heissen Sommertag, nachmittags um 14.30 Uhr, schreckten gewaltige Feuerrufe und die schrillen Töne des Feuerhorns die Bewohner auf. 

Viele aber waren auf den Bergen, im Wald tätig oder in Geschäften abwesend. Alle, die da waren, stürzen auf die Strasse, um zu sehen, wo der Feuerherd sei. Der war aber leider nur zu günstig gelegen. In der Nähe des Usegoladens, hinter einem Stall, waren Hobelspäne versorgt. Zwei fünfjährige Knaben fanden Zündhölzchen und wollten ein Freudenfeuerchen haben. Leider wurde es zum Schadenfeuer für das ganze Dorf. . .

Vom starken Nordostwind angefacht, schlugen die Flammen zum Stalle empor, der aus altem, klipperdürrem Föhrenholz bestand und in welchem viel Stroh und Heu lagerte. Im Nu brannte der Stall lichterloh. Daneben befand sich ein Oel- und Spiritusmagazin, das buchstäblich Oel in die Flammen goss. Nun wars ums ganze Dorf geschehen. Obwohl die gut instruierte Feuerwehr sofort auf dem Platz war, obwohl die Feuerwehren der Umgebung alarmiert wurden und in Scharen der Feuerstätte zueilten, trieben die Stichflammen die braven und opfermutigen Mannen Schritt für Schritt zurück. Der Feuerherd war zu gross, der Wind zu stark und das Löschwasser zu knapp.

In einer Stunde stand das ganze Dorf in hellen Flammen, die meist eng aneinander gebauten Häuser und Ställe, die zum Teil noch mit Schindeldächern versehen waren, nicht mehr zu retten. Einigen Bewohnern gelang es buchstäblich in letzter Minute das nackte Leben zu retten. Als der Abend hereinbrach und man sich etwas Ruhe gönnte, lag beinahe das ganze Dorf in Schutt und Asche.

199 Firste waren niedergebrannt: 83 Häuser, ebenso viele Ställe und einige Schöpfe waren zerstört.

562 Bewohner hatten ihr Heim verloren und mussten mit schweren Herzen und nassen Augen bei den qualmenden Ruinen stehen.

In den Flammen waren auch eine Kuh, viele Schweine und Hühner umgekommen.

Manche der Obdachlosen fanden noch am gleichen Abend in Rhäzüns, Tamins, Ems, Trin, Versam, Thusis oder Chur ein schützendes Dach, andere bei den noch stehenden Häusern und die übrigen mussten unter Militärzelten einige Nächte zubringen.
In den ersten Wochen nach dem Brand trafen von überall viele Geschenke ein: Kleider, Lebensmittel und Geld. Alles wurde unter der Bevölkerung möglichst gerecht verteilt.
Da es bald Winter wurde, stellte man Notbaracken und Notställe auf. Es wurde so rasch als möglich mit dem Wiederaufbau des Dorfes begonnen.
Bis zum Herbst 1909 wurden 57 Häuser und 57 Ställe erstellt. Dank grosszügiger und schneller Hilfe konnte Bonaduz wieder aufgebaut werden.
Wohl ist mit dem Brand das alte Dorfbild verschwunden und wenig Ursprüngliches mehr anzutreffen, doch darf gesagt werden, dass der Wiederaufbau grosszügig und mit viel Weitsicht erfolgte.